Die Veröffentlichung des Abschlussberichts der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Fulda ist ein einschneidender Schritt. Ein Schritt, der mit Schmerz verbunden ist – allen voran für diejenigen, die sexualisierte Gewalt durch kirchliche Verantwortungsträger erfahren haben. Aber auch für Menschen, die mit dem Bistum Fulda verbunden sind, für Mitarbeitende, für Gläubige – und für mich persönlich.
Der Bericht dokumentiert schwarz auf weiß das Leid von Betroffenen – und wie Vertreter der Kirche in vielen Fällen unangemessen damit umgegangen sind. Das ist erschütternd. Und es macht mich tief betroffen. Ich selbst durfte Kirche in meiner Jugend und als junger Erwachsener als fördernd und prägend erleben. Umso mehr erschüttert es mich, dass viele Menschen Kirche ganz anders erfahren mussten – als einen Ort tiefster Verletzung. Verletzungen, die ein Leben lang nachwirken.
Deshalb richte ich mich zuerst an die Betroffenen. In den vergangenen Jahren durfte ich mit einigen Betroffenen sprechen – in intensiven, oft sehr persönlichen Gesprächen. Aus diesen Gesprächen weiß ich, dass Anlässe wie die Veröffentlichung dieses Berichts für viele von Ihnen eine erneute Konfrontation mit dem eigenen Leid bedeuten. Und ich bin mir bewusst, dass es entscheidend ist, wie wir als Bistum Fulda jetzt mit diesem Bericht umgehen. Denn das hat Auswirkungen darauf, wie Betroffene erleben, ob Ihr
Leid gesehen, anerkannt und ernst genommen wird. Hier stehen wir als Bistum Fulda – und hier stehe ich als Bischof – in einer großen Verantwortung Ihnen gegenüber.
Ich danke Gerhard Möller und allen Mitgliedern der Kommission für ihre jahrelange, intensive Arbeit. Sie haben sich einer belastenden Thematik gestellt, Berichte gelesen und persönliche Schilderungen gehört, die sich tief in die Seele einprägen. Dafür gebührt ihnen großer Respekt und mein aufrichtiger Dank. Ich danke auch den beteiligten Kommissaren für ihre akribische Arbeit sowie Simone Müller in der Geschäftsstelle für Ihre Unterstützung.
Mein besonderer Dank gilt den Betroffenen, die sich eingebracht haben – sei es durch aktive Mitarbeit im Betroffenenbeirat und in der Kommission oder durch Ihren Mut und die Bereitschaft, sich in persönlichen Gesprächen mit Vertreterinnen und Vertretern der Kommission zu öffnen. Ihre Offenheit war und ist von unschätzbarem Wert.
Der Bericht ist ein Meilenstein – und zugleich eine Grundlage für weitere Schritte. Als Bischof sehe ich es als meine Verpflichtung, mich dieser Verantwortung zu stellen. Wir werden den Bericht in den kommenden Tagen intensiv lesen. Er wird viele Fragen und Enttäuschungen auslösen – zuerst bei Betroffenen, aber auch bei Mitarbeitenden, und bei Menschen, die dem Bistum Fulda verbunden sind: Wie konnte das geschehen? Warum wurde weggeschaut? Warum haben Betroffene kein Gehör gefunden? Was wurde vertuscht? Diesen Fragen müssen wir uns stellen. Was haben wir bereits getan? Welche Maßnahmen greifen? Und was braucht es jetzt an weiteren konkreten Schritten?
Ich habe es in den vergangenen Tagen und Wochen bereits oft betont: Nur wer sich seiner Vergangenheit stellt, kann verantwortet in die Zukunft gehen. Wir haben in der Vergangenheit zu oft auf den Schutz der Institution geschaut. Aufarbeitung geschieht nicht aus institutionellem Interesse, sondern aus Respekt vor den einzelnen Betroffenen – vor jenen, die Verantwortungsträgern vertraut und dabei tiefes Leid erfahren haben. Dieser Vergangenheit müssen wir uns stellen. Nur so kann ein neuer Weg entstehen. Wir haben als Bistum Schuld auf uns geladen. Wir haben nicht zugehört. Kirchliche Strukturen haben versagt.
Als Bischof von Fulda bitte ich deshalb um Entschuldigung – vor allem bei den Betroffenen, aber auch bei allen, die ihr Vertrauen in das Bistum verloren haben. Ich verstehe und akzeptiere auch, dass eine Bitte um Entschuldigung allein nicht genügt. Ich als Bischof und wir als Bistum werden auch weiterhin hart daran arbeiten, dass dieses Vertrauen wieder wachsen kann.
Wir werden den Bericht der Kommission intensiv lesen und ihre Erkenntnisse und Empfehlungen sorgfältig würdigen. Erste Einordnungen und Perspektiven möchten wir zeitnah mit der Öffentlichkeit teilen. Deshalb wird es am 26. Juni ein Pressegespräch geben. Zudem wird sich die Bistumsleitung noch vor der Sommerpause mit der Kommission austauschen – über ihre Empfehlungen sprechen und gemeinsam beraten, wie diese in die weitere Aufarbeitung und in konkrete nächste Schritte einfließen können.
Schließlich danke ich allen, die sich im Bistum Fulda engagieren – besonders im Bereich Prävention und Intervention. Sie setzen sich mit großem Einsatz für eine Kirche ein, die Verantwortung übernimmt. Gemeinsam arbeiten wir daran, dass das Bistum Fulda ein sicherer Ort ist – ein Ort, an dem wir alles dafür tun, Missbrauch zu verhindern, Betroffenen zuzuhören und Verantwortung zu übernehmen.
Zur Medienmitteilung des Bistums Fulda vom 17.06.2025:
Verantwortung übernehmen – Vertrauen zurückgewinnen. Bischof Gerber bittet um Entschuldigung – Bericht der Unabhängigen Kommission als Meilenstein der Aufarbeitung
Rund um die Veröffentlichung des Abschlussberichts hat das Bistum Fulda eine Hotline eingerichtet. Sie ist vom Dienstag, 17. Juni bis einschließlich Mittwoch, 2. Juli 2025 montags bis donnerstags von 8:00 bis 16:00 Uhr sowie freitags von 8:00 bis 12:00 Uhr erreichbar. An Wochenenden und Feiertagen ist die Hotline nicht besetzt. Die Nummer lautet: 0661 / 87-888.
Darüber hinaus stehen weitere Kontaktmöglichkeiten zur Verfügung:
· E-Mail:hinsehen-handeln@bistum-fulda.de
· Weitere Informationen: www.hinsehen-handeln-bistum-fulda.de
· Informationen zur Unabhängigen Kommission: www.nur-mit-mut.de
Im Bistum Fulda gibt es eine unabhängige Ansprechperson, die in keinem Dienstverhältnis zur Diözese steht. Zudem ist eine Interventionsbeauftragte benannt, die Hinweise entgegennimmt und Verfahren koordiniert. Präventionsbeauftragte entwickeln Schutzkonzepte und führen Schulungen durch.
Pressestelle Bistum Fulda
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